Hintergrund:
Wie mit Papierfalten wichtige Kompetenzen gefördert werden können
Das Falten von Papier hat eine lange, aus Japan stammende Tradition. Dort hat sich das Origami (oru = falten, kami = Papier) zu einer Kunstform entwickelt, die fester Bestandteil der Kultur ist. Dass das Falten von Papier auch einen pädagogischen Wert haben kann, hat der Reformpädagoge Friedrich Fröbel gezeigt, der die Kunst des Papierfaltens in seine Konzeption des „Kindergartens“ integrierte. Fröbel erkannte das pädagogische Potential des Faltens, welches mehrere verschiedene und bedeutende Fähigkeiten der Kinder fördert: Feinmotorik, Genauigkeit, Konzentration, das Verstehen und Befolgen eines Handlungsplans, Sprache und Raumwahrnehmung („oben“, „unten“, „Ecken“, „Kante“,…), mathematisches Denken und ein Erkennen geometrischer Zusammenhänge. Das Kind lernt „von der Hand in den Kopf“, denn indem es bspw. „ein Quadrat faltet und somit halbiert, führt es einen rechnerischen Vorgang aus, den es später im Kopf ohne die Bewegung immer wieder vollziehen wird. Auch wenn es sich dessen nicht bewusst ist, wird es beispielsweise beim Umgang mit Brüchen auf dieses selbst erlebte und vollzogene Wissen zurückgreifen.“ (Quelle: https://www.lernfoerderung.de/blog/mathe-lernen-mit-origami/)
Auch einen sozial-emotionalen Aspekt hat das Papierfalten: es fördert zum einen das Miteinander, denn beim Erlernen einer Faltarbeit muss man sich ganz aufeinander einlassen – das Kind lernt am Modell und kann sich so Schritt für Schritt den Weg zu einer Faltarbeit erarbeiten. Zum anderen sind Ausdauer und Durchhaltevermögen gefragt:es klappt nicht immer beim ersten Mal, manche Teilschritte erschließen sich vielleicht nicht sofort – doch das Dranbleiben lohnt sich und das erfolgreiche Ergebnis erzeugt ein Gefühl von Selbstwirksamkeit („Das habe ich geschafft“) und stärkt das Selbstvertrauen.
Fröbel hat damals viele Faltanleitungen entwickelt und das Papierfalten in seine Pädagogik integriert. Die zahlreichen auf dem Markt verfügbaren Bücher zum Thema „Origami für Kinder“ zeigen, dass das Falten von Papier noch immer sehr beliebt ist und in der Pädagogik einen festen Platz hat. Inzwischen ist es auch in der Therapie angekommen. So nutzen Ergotherapeuten Origami, um die (z.B. durch Rheuma oder eine Operation eingeschränkte) Handgeschicklichkeit ihrer Patienten zu verbessern. Darüber hinaus wird es in der Ergo- und Lerntherapie zur Förderung von Aufmerksamkeit und Konzentration, z.B. bei Kindern mit ADHS, eingesetzt.
Weshalb das Falten von Papier sich insbesondere zur Förderung von Kindern im Entwicklungsalter 4-8 Jahre – und somit auch für unsere Piratenkinder – eignet, erläutert die Erzieherin und Autorin Susanne Stöcklin-Meier in Ihrem Web-Artikel „Falten und Spielen – Intelligent durch geschickte Finger“. Hier geht’s zum Artikel.
Und hier noch ein paar Literatur-Tipps:
Susanne Stöcklin-Meier: Falten und Spielen – Intelligent durch geschickte Finger. München: Kösel-Verlag, 2003.
Armin Täubner: Das große Fröbelbuch – Kreative Bastelideen aus Papier nach Friedrich Fröbel. Stuttgart: Frech, 2012.
Miyuki Lacza: Origami: Kinderleichte Falt-Ideen. Freiburg: Christophorus Verlag, 2008.
Alie Herzog: Das hab ich gefaltet: Faltklassiker für Kinderhände. Stuttgart: Frech, 2012.